Bild des Gegenpapstes Johannes XIII. aus der Konzils-Chronik von Ullrich Richental; Quelle: Wikipedia; Rechte: gemeinfrei.
Bild des Gegenpapstes Johannes XIII. aus der Konzils-Chronik von Ullrich Richental; Quelle: Wikipedia; Rechte: gemeinfrei.

Das Konzil zu Konstanz war die größte Konferenz klerikaler und weltlicher Machthaber jener Epoche, die wir heute Mittelalter nennen. Über einen Zeitraum von vier Jahren, von 1414 bis 1418, stand die Stadt am Bodensee im Zentrum des politischen Geschehens in Europa. Hier wurden Bündnisse geschlossen, Handel vereinbart und Fehden ausgetragen. Gleich zu Beginn kam es zu einem Konflikt, der das Konzil fast schon im Jahr 1415 beendet hätte. Er wurde zwischen »Friedl mit der leeren Tasche« und dem seit 1411 amtierenden römisch-deutschen König Sigismund von Luxemburg ausgetragen. Friedl, der in Wirklichkeit Friedrich IV. Herzog von Österreich-Tirol hieß und seinen Spitznamen wohl der Legendenbildung im 19. Jahrhundert verdankt, war schon seit Längerem ein Gegenspieler des Königs. Der Neapolitaner Baldassare Cossa hatte auf Drängen des Königs das Konzil einberufen. Er nannte sich Johannes XXIII. und war einer von Dreien, die das Papstamt für sich beanspruchten. Diesen Zustand, das Abendländische Schisma, wollte Sigismund beenden – die Päpste sollten abdanken. Da er zunehmend seine Sicherheit in Konstanz bedroht sah, floh Baldassare Cossa in der Nacht des 21. März 1415 verkleidet als Knecht aus Konstanz nach Schaffhausen. Friedrich gewährte ihm Unterkunft. Als die Flucht am nächsten Tag bemerkt wurde, löste sie eine panische Abreisewelle aus. Wie viele erkannten, ging es in der Fehde nicht nur um das Schisma, sondern um einen handfesten Streit um Territorien und Macht zwischen dem König und dem Herzog von Österreich-Tirol. König Sigismund versicherte den Konzilsteilnehmern seinen Schutz für den Fortgang der Verhandlungen und beruhigte so die Menge. Über Friedrich verhängte er die Reichsacht und entsandte Reiter, um Baldassare Cossa zu stellen. Dies gelang ihnen. Cossa wurde zurück nach Konstanz gebracht, wo er als Schismatiker angeklagt und abgesetzt wurde.

Der Text der wichtigsten Quelle zum Konzil findet sich hier digitalisiert: Ullrich von Richental: Chronik des Constanzer Concils, hrsg. v. Michael Richard Buck, Tübingen 1882.

Das 600-jährige Jubiläum wird von der Stadt Konstanz und dem Land Baden-Württemberg durch Veranstaltungen und eine Ausstellung begangen.

Spannende Digitalisate zur jüngeren Geschichte des Bodenseeraums finden sich hier: Verein Bibliotheken der Regio Bodensee: BODENSEE-ZEITSCHRIFTEN; darunter etwa das Bodenseebuch von 1914 mit einem Text von Hermann Hesse.

Das Bodenseebuch 1914, Digitalisat des Vereins Bibliotheken der Regio Bodensee, URL: http://www.bodenseebibliotheken.eu/page?bosb-j1914-h001-f-X002.
Titelblatt des Bodenseebuchs 1914, Digitalisat des Vereins Bibliotheken der Regio Bodensee, URL: http://www.bodenseebibliotheken.eu/page?bosb-j1914-h001-f-X002.

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